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Strategien für den Umgang mit zahlungsunwilligen Kunden

    Bild: pexels.com /Mikhail Nilov

    Ein taiwanesischer Serverhersteller hat den Kurznachrichtendienst X verklagt. Dieser schuldet ihm angeblich 61 Millionen Dollar an unbezahlten Rechnungen für gelieferte Hardware-Komponenten. Der Fall bietet wichtige Strategien für den Umgang mit zahlungsunwilligen Kunden.

    Das Geschehene

    Seit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk im Oktober 2022 ist es häufiger vorgekommen, dass Rechnungen nicht bezahlt werden. Was sie in Schwierigkeiten bringt. Besonders betroffen sind jene Zulieferer, die im Voraus Material für Musk’s Unternehmen beschaffen mussten. Selbst langjährige Vertragspartner wurden von diesem Problem nicht verschont, insbesondere nach Ankündigungen von Kostensenkungen. Ein konkretes Beispiel ist das taiwanesische Unternehmen Wiwynn, das seit zehn Jahren mit Twitter zusammenarbeitet und nach der Übernahme von X plötzlich keine Zahlungen mehr erhielt und den Kontakt zu dem Unternehmen verlor. Ein weiteres betroffenes Unternehmen ist der taiwanesische Serverhersteller MiTAC, der gezwungen war, rund 44 Millionen Dollar abzuschreiben.

    Strategien für den Umgang mit zahlungsunwilligen Kunden

    Diese Strategien können Gläubigern helfen, ihre Ansprüche effizient durchzusetzen und Zahlungsausfälle zu minimieren:

    1. Rechtzeitig reagieren:

    Viele Gläubiger verpassen den richtigen Zeitpunkt, um bei ausbleibenden Zahlungen Alarm zu schlagen, beobachtet Unternehmensberater René Schumann von der Negotiation Advisory Group. „Wenn die ersten Zahlungen ausbleiben, üben sich viele Lieferanten zunächst in Geduld und warten dann viel zu lange“, erklärt Schumann. Dies geschieht oft, weil die Gläubiger ihren Geschäftspartner aufgrund früherer Zuverlässigkeit weiterhin vertrauenswürdig einschätzen und vermeiden wollen, die Geschäftsbeziehung zu belasten. Rechtsanwalt Patrick Halfpap von der Kanzlei Fieldfisher rät, Anreize für frühe Zahlungen zu schaffen, wie etwa Skonto oder Rabatte. Zudem empfiehlt er, Vorkasse, Anzahlungen oder Sicherheiten wie Bürgschaften zu verlangen.

    2. Unverzügliches Ansprechen von Zahlungsausfällen:

    Laut Schumann ist es wichtig, Zahlungsausfälle sofort anzusprechen. „Es gibt kein zu frühes Monieren von offenen Zahlungen, da dies nur als Zeichen von Genauigkeit und Professionalität gewertet wird“, sagt er. Ein höflicher, aber bestimmter Ton soll verwendet werden, um auf die ausstehenden Zahlungen hinzuweisen. Ein frühzeitiges Ansprechen signalisiert Professionalität und zeigt, dass man seine Zahlungseingänge genau im Blick hat.

    3. Erinnerungen systematisch verschicken:

    Schumann empfiehlt, am ersten Tag nach Ausbleiben der Zahlung eine schriftliche Erinnerung zu versenden und am dritten Werktag den Schuldner persönlich telefonisch zu kontaktieren. Ab dem neunten Tag sollte der Gläubiger die Hierarchieebene beim Schuldner eskalieren lassen. Beginnend mit einer Ankündigung im Telefonat am dritten Tag. Gläubiger sollten sich dabei auf interne Richtlinien berufen, um sich selbst aus der Schusslinie zu nehmen.

    4. Mahnprozess und Lieferstopp einleiten:

    Vor Beginn eines außergerichtlichen Mahnverfahrens sollte der Gläubiger dem Schuldner klar machen, dass der Fall nun eine höhere Ebene erreicht und er keinen Einfluss mehr darauf nehmen kann. Nach zwei Mahnschreiben sollte die Androhung eines Mahnverfahrens folgen, gefolgt von der Ankündigung eines Lieferstopps, der innerhalb von 48 bis 72 Stunden umgesetzt wird. Schumann betont, dass die Androhung eines Lieferstopps oft zu einem schnellen Zahlungseingang führt.

    5. Rechtsbeistand in Anspruch nehmen:

    Es kann sinnvoll sein, einen Anwalt im Hintergrund die rechtliche Position bewerten zu lassen, bevor man dies dem Schuldner gegenüber erwähnt. Schumann rät jedoch, den Anwalt zunächst nicht aktiv werden zu lassen, um die eigene Verhandlungsposition nicht zu schwächen.